Faktencheck

Bürgerinitiative „Gegenwind Eggolsheim“: „Nach nur 20 Jahren Laufzeit müssen die Windräder abgebaut werden. Im Schnitt halten die Anlagen sogar nur 16,5 Jahre“

Aktueller Stand ist: Derzeit laufen Windkraftanlagen im Durchschnitt 21 Jahre lang, Tendenz steigend. Die technisch mögliche Lebensdauer beträgt laut Umweltbundesamt ca. 30 Jahre, bei guter Wartung neuer Anlagen auch bis zu 35 Jahre. Der Abbau alter Anlagen wurde meist aufgrund Re-powering bereits vor Ablauf von 20 Jahren Laufzeit durchge-führt. Windkraftanlagen haben in den letzten Jahren einen enormen Entwicklungsschub hinter sich und sind zwischen-zeitlich wesentlich leistungsfähiger geworden, weshalb sich ein Umstieg lohnt.

(Quellen: Umweltbundesamt und Faktenfuchs des BR)

Bürgerinitiative „Gegenwind Eggolsheim“: „Die einzelnen Gemeinden können beitragen, müssen es aber nicht! “

Richtig ist, dass der Regionale Planungsverband Oberfranken-West die Kommunen zwecks geeigneter Flächen um Mitteilung gebeten hat. Parallel entwickelt der Planungsverband auch selbst eine Kartierung für mögliche Vorranggebiete. Der Kriterienkatalog wird nach den Vorgaben des Bundes angepasst. Es ist zu erwarten, dass dann weitaus mehr Flächen als bisher für Windkraftanlagen in Frage kommen. Die Meldemöglichkeit der Kommunen sehen wir als Möglichkeit der Einflussnahme, neue Gebietsausweisungen werden zwangsläufig kommen auch bei uns!

Eine aktive Rolle des Marktes Eggolsheim bei der Entwicklung von Windkraftstandorten ermöglicht die Teilhabe an der Wertschöpfung durch:

  • Anteilszeichnung durch Bürger
  • Bürgerstromtarif
  • Einnahmen für Kommune

Bürgerinitiative „Gegenwind Eggolsheim“: „Das Land-schaftsschutzgebiet auf der Langen Meile müsste großflächig gerodet werden.“

Richtig ist: Erfahrungsgemäß müssen im Zusammenhang mit dem Bau von Windkraftanlagen zwar Rodungen durchge-führt werden, diese gehen jedoch über den Standort der Windkraftanlagen nicht in größerem Umfang hinaus. Wenn möglich, werden Windenergieanlagen bevorzugt auf Feldern oder Wiesen platziert. Solche Freiflächen sind in den derzeit angedachten Gebieten zahlreich vorhanden. Praxisbeispiele von Windparks aus der Umgebung zeigen dies:

Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung 2022, geoportal.bayern.de, Bayerisches Landesamt für Umwelt, EuroGeographics

Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung 2022, geoportal.bayern.de, Bayerisches Landesamt für Umwelt, EuroGeographics

Ein weiteres Beispiel findet sich bei Gengenbach (Baden Württemberg). Inmitten des Schwarzwaldes wurden 2017 vier Windkraftanlagen auf einem Bergkamm in dicht bewaldetes Gebiet gebaut. Wie auf den Luftbildern zu sehen, beschränken sich flächige Rodungen auf das direkte Umfeld der Windkraftanlagen. Die Zuwegung musste zwar ausgebaut werden, jedoch erfolgt hier in aller Regel auch wieder ein Rückbau.

Windkraftanlagen bei Gengenbach (BW) Datenquelle: LGL, www.lgl-bw.de

Windkraftanlagen bei Gengenbach (BW) Datenquelle: LGL, www.lgl-bw.de

Bürgerinitiative „Gegenwind Eggolsheim“: „Den gesamten Hanglagen wird es am nötigen Wasser fehlen. Feuchte Gebiete werden Austrocknen, Quellen werden versiegen.“ „Die Auswirkungen für das FFH-Gebiet wären dramatisch.“ „Eine erhebliche Beeinträchtigung des NATURA 2000-Gebietes im Schutzbereich – Albtrauf von der Friesener Warte zur Langen Meile – ist zu erwarten!“

Im Flyer der Bürgerinitiative wird der Bau von Windkraftanlagen bereits ohne vorgeschaltete Prüfung bewertet und das sehr drastisch. Man könne meinen, es werden bewusst Ängste geschürt. Hierzu ist festzustellen, dass mögliche Windkraftstandorte nicht im FFH-Gebiet liegen! Auswirkungen auf Schutzgebiete werden im Genehmigungsverfahren umfassend und aufwendig von Fachleuten geprüft. Es gibt gesetzlichen Vorgaben, um deren Schutz zu gewährleisten!

In unmittelbarer Umgebung finden sich auch Beispiele, die ein verträgliches Miteinander von Windkraftanlagen und Schutzgebieten unter Beweis stellen:

Der Windpark Neudorf bei Scheßlitz befindet sich im gleichen Landschaftsschutzgebiet wie die Lange Meile (Fränkische Schweiz – Feldensteiner Forst). In unmittelbarer Umgebung der Windkraftanlagen (300m Entfernung) beginnt das FFH-Gebiet „Albtrauf von Dörnwasserlos bis Zeegendorf“, welches sich in seiner Art dem Schutzgebiet bei Tiefenstürmig sehr ähnelt.

Bei Neudorf bzw. Tiefenellern oder Lohndorf ist bislang keine Umweltkatastrophe bekannt und auch nicht zu erwarten! Eine von Windkraftanlagen verursachte Wasserknappheit herrscht dort ebenfalls nicht vor. Vielmehr ist die Wasserknappheit in unseren Breiten den Auswirkungen des Klimawandels geschuldet, der wiederum auf das Verbrennen fossiler Energieträger zurückzuführen ist. Windenergie ist ein Baustein, um sich von dieser Art der Energiebeschaffung zu lösen und dem Klimawandel Einhalt zu gebieten.

Die dortige Gegend ist touristisch attraktiv und dient auch der Naherholung. Sie ist Teil der „Fränkischen Toskana“ im Bamberger Land. Ihre Funktion hat Sie durch die Windkraftanlagen nicht verloren.

Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung 2022, geoportal.bayern.de, Bayerisches Landesamt für Umwelt, EuroGeographics

Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung 2022, geoportal.bayern.de, Bayerisches Landesamt für Umwelt, EuroGeographics

Bürgerinitiative „Gegenwind Eggolsheim“: „Das vom Markt Eggolsheim beauftragte Büro hat in der Potentialanalyse große Fehler gemacht, eine potentielle Fläche bei Weigelshofen wurde außer Acht gelassen.“
„Wir sind nicht generell gegen Windkraftanlagen und gehören sicher auch nicht zu den ‚Windkraft ja, aber bitte nicht bei mir‘ Sagenden.“

Zunächst ist festzustellen, dass auch die Fläche bei Weigelshofen vom Fachbüro Energievision Franken geprüft wurde. Dies gilt übrigens für das gesamte Gemeindegebiet.

Was gegen die Fläche bei Weigelshofen spricht:

1. Aufgrund niedriger Windgeschwindigkeiten in der Tallage hat der Standort lediglich 65% an Güte. Die in den ermittelten Potenzialflächen liegenden Gebiete bei Tiefenstürmig, Götzendorf und am Neuseser Berg weisen eine Standortgüte von 95% auf und wären deshalb vorzuziehen.

2. Nach Abzug der üblichen Abstände zu Wohngebäuden (1 km) wäre nur noch eine Restfläche von ca. 10 ha übrig (blau dargestellt).

3. Windkraftanlagen an diesem Standort sind in den Nachbarortschaften wesentlich deutlicher präsent. Das zeigen auch die 3D-Darstellungen des Energieatlas Bayern.

4. Inmitten der 10 ha Restfläche befindet sich ein kartiertes Biotop. Es wäre Ersatz und Ausgleich zu schaffen.

5. Die Platzrunde sowie der Start-/Landeanflug des Flugplatzes Feuerstein führen unmittelbar durch das von der Bürgerinitiative vorgebrachte Gebiet und stellen Ausschlusskriterien dar.

Nach Auskunft aus dem Staatsministerium handelt es sich um eine Gebietskulisse des Landesamtes für Umwelt aus dem Jahr 2016. Sie stellt lediglich eine Schnittmenge aus verschiedenen Parametern dar und wurde nicht im Detail untersucht. Grundlage war damals auch der veraltete Windatlas, der zwischenzeitlich neue und genauere Messwerte aufweist. Für aktuelle Erhebungen spielt diese Gebietskulisse kaum eine Rolle.

Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung 2022, geoportal.bayern.de, Bayerisches Landesamt für Umwelt, EuroGeographics

© Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Energie und Landesentwicklung (StMWi) – alle Rechte vorbehalten. Quelle: Energie-Atlas Bayern (www.energieatlas.bayern.de)

Wie man die Aussage „Wir gehören sicher nicht zu den – Windkraft ja, aber bitte nicht bei mir – Sagenden“ in diesem Kontext interpretieren mag, bleibt jedem selbst überlassen. Klar ist: Im Markt Eggolsheim sollen die Standorte mit den besten Windverhältnissen genutzt werden. Die Verträglichkeit mit unserer Natur muss dabei selbstverständlich geprüft werden und in die Bewertung aller möglichen Standorte einfließen. So ist auch die Vorgehensweise bei der Erstellung des Energienutzungsplanes gewesen.

Bürgerinitiative „Gegenwind Eggolsheim“:

Unsere Ziele:

  • Stopp der Windkraftpläne von Herrn Bürgermeister Schwarzmann im Gebiet Lange Meile
  • Schutz unserer Heimat Oberes Eggerbachtal
  • Erhaltung des FFH-Schutzgebietes zwischen Friesener Warte und Langer Meile
  • Schutz von Flora und Fauna
  • Erhalt unseres Naherholungsgebietes und unseres eigenen Lebensraumes
  • Schutz der Artenvielfalt
  • Schutz unserer Gesundheit und Zukunft
  • Erhalt der Natur für kommende Generationen

Windkraftanlagen zum Erhalt des Status Quo zu stoppen ist ein durchaus legitimes Ansinnen. Man sollte jedoch auch versuchen, weiter zu denken. Denn unsere natürlichen und auch wirtschaftlichen Lebensgrundlagen zu sichern heißt vor allem:

  • Erneuerbare Energien ausbauen
  • Ressourcen sparen
  • Klimawandel stoppen
  • Unabhängige Energieversorgung
  • Alle Potenziale solidarisch nutzen

Fotomontage der Bürgerinitiative „Gegenwind Eggolsheim“:

Quelle: https://gegenwind-eggolsheim.jimdofree.com/

Auch hier könnte man vermuten, dass bewusst ein schauderhaftes Szenario durch unsachgemäße Darstellungen in die Welt gesetzt werden soll. Eine 3D Darstellung aus dem EnergieAtlas Bayern, exakt gleiche Position (Götzendorf, Ortseingang Süd) stellt sich so dar:

© Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Energie und Landesentwicklung (StMWi) – alle Rechte vorbehalten. Quelle: Energie-Atlas Bayern (www.energieatlas.bayern.de)